Hallo ihr Lieben,
für die Sept/Okt 2015 Ausgabe des Hesturs habe ich einen Artikel geschrieben. Es geht darum, wie wir mit Konflikten und Problemen in der Arbeit mit unserem Pferd umgehen und warum es sich lohnt über den eigenen Tellerrand zu schauen.
Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen:
Richtig und Falsch gibt es nicht!
Von Ellen Keßler
Wie viele Reitweisen gibt es? Wie viel altes und neues Wissen, eingebunden in unzähligen Wege und Methoden der Pferdeausbildung? Was ist richtig in dieser Zeit, wo wir doch tausend Möglichkeiten haben? Wie finden wir den Weg zu Harmonie und Verständnis mit unserem Pferd?
Harmonie, was ist Harmonie? Ein symbiotisches Miteinander? Ein Verschmelzen zweier Lebewesen zu einer Einheit? Gibt es das überhaupt? Dieses immer friedvolle Miteinander?
Eine kluge Frau sagte mir einmal: „Reibung schafft Nähe.“ Ich finde, sie hat Recht. In jedem Konflikt, steckt die Chance unser Pferd besser zu verstehen und von ihm verstanden zu werden. Jedes Problem und jede Schwierigkeit birgt ein Potential an Wachstum und größerer Verbundenheit. Wir wachsen zusammen, miteinander und durch den Anderen.
Arien Aguilar, ein erfolgreicher Trainer und Horseman, antwortete auf die Frage wie er die Arbeit mit einem Problempferd beginne: „Ich suche das Problem!“ Ich denke, es ist wichtig, Konflikte und schwierige Phasen in der Arbeit mit unseren Pferden, auch wenn sie keine „Problempferde“ sind, zu akzeptieren und als Möglichkeit zu erkennen, das Verständnis zwischen Pferd und Mensch zu erweitern.
Wann immer sich Schwierigkeiten im Umgang mit unserem Pferd zeigen, ist es an uns, zu beweisen, was für eine Art von Führer wir sind. Es geht um intelligente Lösungen, ein anderes Vorgehen und Hartnäckigkeit im Sinne von Wiederholung. Klappt es heute nicht, dann Morgen oder Übermorgen. Es geht darum, dem Pferd zu zeigen: „Du verstehst mich noch nicht, aber ich komme wieder. Ich bleibe dran. Ich bin bei dir. Wir schaffen das.“
Verständnis heißt verstehen, einander verstehen. Schwierigkeiten entstehen, weil unser Pferd uns nicht versteht. Die Situation, die gestellte Aufgabe ist für das Pferd nicht klar. Vielleicht verstehen wir auch unser Pferd nicht. Es geht in der Ausbildung unserer Pferde darum, eine gemeinsame Art der Kommunikation zu entwickeln.
So viele Sprachen wie es gibt in unserer Welt, so viele Möglichkeiten haben wir, eine Art der Kommunikation zu unserem Pferd zu entwickeln. Es gibt hier kein Richtig oder Falsch. Es ist an uns, Wege auszuprobieren. Zu fühlen, zu erfahren, zu erproben was zu uns passt, was zu unserem Pferd passt. Es geht darum, sich frei aller Scheuklappen und Vorurteile umzugucken um letzten Endes für uns selbst zu entscheiden, was wir zusammensetzen wollen zu unserem ganz eigenen Stil.
Für mich bedeutet Pferdeausbildung, authentisch und mutig der inneren Stimme zu folgen, Schwierigkeiten die Stirn zu bieten und an Irrtümern zu wachsen.