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Auf anderen Wegen: „Classic meets Western“ mit Andreas Borlich.
Hallo ihr Lieben,
wenn ich ohne Gebiss reite, dann meist mit Sidepull oder dem kolumbianischen Bosal. Eine neue Erfahrung war für mich das Reiten mit dem kalifornischen Bosal. Vor einigen Wochen war ich Teilnehmer bei einem Lehrgang zum Thema „Reiten mit Bosal“. Andreas Borlich führte mich und fünf weitere aktive Teilnehmer, sowie einige Zuschauer in die Grundlagen der Altkalifornischen Reitweise ein.
Der Tag begann mit einer Theorieeinheit. Sehr anschaulich und umfangreich erklärte Andreas geschichtliche Hintergründe, Wirkungsweise und Sinn und Zweck der Arbeit mit Bosal und Mecate. Verschiedene Anschauungsexemplare machten die Runde und jeder konnte sich ein Bild zu Verarbeitung und Härtegrad machen.
Die Bosal, die wir in der Hand hatten, überzeugen durch Qualität und sorgfältige Verarbeitung. Sie waren nicht etwa starr und hart sondern überraschend flexibel und dabei trotzdem formstabil. Andreas erklärte, es gäbe Bosal sowohl etwas weicher, als auch fester, diese hier lägen im mittleren Bereich. Ich hatte in der Vergangenheit schon das eine oder andere (starre/feste) Bosal in der Hand und war wirklich sehr angetan von Anpassungsfähigkeit und Geschmeidigkeit der hier vorgestellten Exemplare. Der Hersteller Micha Nagel fertigt jedes Bosal nach Maß in gewissenhafter Handarbeit. Für Batei, ein fünfjähriger Tinker, war auch ein passendes Bosal dabei. Mit ihm nahm ich an der Trainingseinheit mit Andreas teil.
Batei wird seit einem knappen Jahr von seiner Besitzerin und mir schonend angeritten. Zu Beginn der gemeinsamen Arbeit ging es hauptsächlich um die Erziehung und vorbereitenden Übungen am Boden. Inzwischen reiten wir ihn gebisslos mit dem Sidepull über Signalhilfen. Er ist meist aufmerksam, motiviert und konzentriert bei der Sache.
All diese Eigenschaften zeigte er auch in der Unterrichtseinheit mit dem Bosal. Andreas förderte mich und den jungen Batei seinem Ausbildungsstand entsprechend. Nachdem ich ein erstes Gefühl für das Bosal entwickelt hatte, ging es darum, Batei durch kurzes Annehmen und Lösen im Rahmen zu verkürzen und so die Vorhand leichter und beweglicher zu machen. Über das Annehmen des äußeren Zügels in dem Moment wenn das äußere Vorderbein vorschwingt, bei einem gleichzeitigen Impuls mit dem äußeren Schenkel und einem seitlichen öffnen der inneren Hand gelang erstes Abwenden vom Hufschlag mit einem seitlichen Übertreten der äußeren Vorhand, ähnlich dem Kurzkehrt. Ziel war es, die Schultern des Pferdes zu kontrollieren.
Andreas besprach im Unterricht mit mir und den anderen Teilnehmern Themen, wie Anlehnung, natürliche Schiefe und die Biomechanik in der Aufrichtung des Pferdes. Er arbeitet mit zehn aufeinander aufbauenden Übungen und gibt damit jedem Reiter-Pferd-Paar einen klaren Weg an die Hand. Auch nach dem Kurs kann man sich im Training zu Hause gut an dieser Reihenfolge orientieren und selbstständig Weiterüben.
An diesem Tag wurde mir wieder einmal deutlich, was gute Pferdeausbildung ausmacht, das Wissen um die Biomechanik des Pferdes, um die Trainingslehre und demnach um die angemessene Belastbarkeit in der Arbeit sowie um die Bedürfnisse des Pferdes. Ich möchte euch empfehlen, schaut guten Reitern und Trainern über die Schultern und lasst euch beflügeln und inspirieren von anderen Reitweisen. Wir können alle voneinander lernen.
Ich freue mich auf die weitere Arbeit mit Batei und seiner Besitzerin und werde bestimmt die eine oder andere Übung von Andreas in meinen Unterricht mit einfließen lassen.
Bis bald Eure Ellen