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Was macht ein gutes Schulterherein aus und woran erkennst du, ob du es richtig reitest? In diesem Blog-Beitrag erkläre ich dir die wichtigsten Grundlagen.

Die korrekte Stellung und Biegung im Schulterherein.

Wichtig im Schulterherein ist die korrekte Längsbiegung. Dein Pferd soll sich im Genick stellen, wobei sich der Unterkiefer nach außen verschiebt. In der Praxis erkennst du das daran, dass die Ganasche nach außen wandert und nicht mehr nach innen heraussteht. Das Genick wird „hohl“.

Neben dieser Bewegung des Unterkiefers rotiert auch die gesamte Wirbelsäule und der innere Rippenbogen senkt sich und fällt flach nach unten. Die äußere Rückenseite und die äußeren Rippen heben sich. Die innere Pferdehüfte kommt nach vorne und senkt sich, das innere Hinterbein tritt weit unter den Rumpf des Pferdes und somit unter den Schwerpunkt. Es nimmt Last auf, wodurch die Gelenke der Hinterhand (die Hanken) mobilisiert werden.

Dein Pferd lässt dich gut innen sitzen.

Wenn Stellung und Biegung und somit die Rotation in der Wirbelsäule richtig sind, spürst du das daran, das dein Pferd dich gut innen sitzen lässt. Geht die korrekte Biegung verloren, drück dein Pferd den Brustkorb innen hoch und du sitzt wie auf einem Berg. Dein Pferd hebt dich innen an, anstatt dich tiefer sitzen zu lassen.

Überprüfe ob Stellung und Biegung sicher klappen.

In diesem Fall drehe deine Anforderungen einige Schritte zurück und arbeite erst einmal an der korrekten Stellung und Biegung. Fühle, ob dein Pferd dich grundsätzlich schlecht innen sitzen lässt. Wenn das so ist, reite genug vorwärts und achte auf einen langen Hals und einen offenen Genickwinkel. Nur wenn dein Pferd genug Platz im Körper hat, kann eine korrekte Rotation im Rumpf entstehen. Mit zu kurzem Zügel werden die Gelenke in Hals- und Brustwirbelsäule gestaucht und besonders die Biegung auf der steifen Seite fällt deinem Vierbeiner schwer.

Vom Schultervor zum Schulterherein.

Wenn Stellung und Biegung sicher klappen, entwickle das Schulterherein aus dem Schultervor. Über erstmal mit ganz wenig Abstellung bevor du langsam zum Schulterherein auf drei Hufspuren übergehst. Sobald dein Pferd dich innen wieder anhebt, war es zu viel Abstellung und die korrekte Rumpfbiegung ist verloren gegangen. Bei manchen Pferden wird das Sitzgefühl erst besser, wenn der Reiter das Kruppeherein dazu nimmt und das Pferd dadurch in der Biegung mit dem äußeren Schenkel stabilisieren kann.

Schulterherein auf drei oder vier Hufspuren?

Im Schulterherein auf drei Hufspuren bewegt sich das innere Vorderbein allein auf einer Linie/Spur. Das äußere Vorderbein teilt sich mit dem inneren Hinterbein eine Linie und das äußere Hinterbein hat wieder (wie das innere Vorderbein) eine Spur für sich allein. Die Pferdeschulter bewegt sich etwas weiter innen in der Bahn seitlich versetzt zur Hinterhand und das Pferd muss sich vermehrt biegen.

Reitest du das Schulterherein auf vier Hufspuren (jeder Huf läuft auf einer Linie) muss dein Pferd sich mehr biegen, als wenn du auf drei Hufspuren unterwegs bist. In dieser Variante ist die Gefahr groß, dass die korrekte Rumpfbiegung verloren geht und dein Pferd mit dem inneren Hinterbein seitlich nach außen am Schwerpunkt vorbeitritt und somit keine Last aufnimmt. Das innere Hinterbein bewegt sich dann kreuzend wie beim Schenkelweichen. In diesem Fall hat die Übung keinen gymnastizierenden und kräftigenden Effekt für das innere Hinterbein.

Warum solltest du Schulterherein reiten?

Der Reiter entwickelt in dieser Lektion ein gutes Gefühl für die korrekte Biegung des Pferdes und schult das Zusammenwirken der inneren (biegenden/vortreibenden) und äußeren (verwahrenden/begrenzenden) Hilfen. Ziel ist es, dass dein Pferd immer mehr an die äußeren Hilfen herantritt und du in der inneren Hand leichter werden kannst. Dein Vierbeiner nimmt mit dem inneren Hinterbein Last auf und Aufrichtung und Selbsthaltung verbessern sich.

Schulterherein verbessert Längsbiegung, Durchlässigkeit, Balance und Selbsthaltung.

Wird die Lektion richtig ausgeführt, verbessert das Schulterherein also Balance, Längsbiegung, Durchlässigkeit und Selbsthaltung des Pferdes. Da du die Pferdeschulter nach innen verschiebst, hat das innere Hinterbein keine andere Wahl als unter den Schwerpunkt zu treten und Gewicht zu übernehmen, welches ansonsten von den Vorderbeinen getragen wird. Dadurch wird die Vorhand entlastet und besonders das äußere Vorderbein/die äußere Schulter wird freier und leichter. Die Bewegungen der Vorhand werden raumgreifend und erhaben. Wenn das Schulterherein richtig ist, spürst du, dass dein Pferd leichter in der Hand wird.

Reite im Schulterherein ganze Paraden, um dein Pferd noch mehr zu versammeln.

Eine gute Übung ist es, im Schulterherein anzuhalten und direkt im Schulterherein wieder anzureiten. Mit jedem Anhalten wird dein Pferd noch leichter in deiner Hand. Das Schulterherein ist also in all seinen Variationen für Reiter und Pferd eine sehr wertvolle Übung und wirkt je nach Ausführung lösend und versammelnd.

Hat dir dieser Beitrag geholfen? Hast du nun eine Vorstellung davon, was ein gutes Schulterherein ausmacht? Hinterlasse mir gerne einen Kommentar dazu.

Ansonsten wünsche ich dir viel Erfolg beim Üben. Teile diesen Beitrag mit deiner Stallfreundin, trage dich zum Newsletter ein und hab viel Spaß mit deinem Vierbeiner.

Viel Spaß beim Üben,

Ellen

Hast du Lust mehr zu lernen? Diese Beiträge habe ich passend zum Thema für dich hier verlinkt.

https://reiten-im-dialog.de/schulterherein-schritt-fuer-schritt-erlernen/

https://reiten-im-dialog.de/pferd-geraderichten-sitz/

https://reiten-im-dialog.de/bodenarbeit-kruppeherein-travers-schritt-fuer-schritt-erlernen/